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CityTech RUHR: Wie Städte mit Startups innovative Lösungen schaffen
Thomas Müller01. Dezember 20207 min read

CityTech RUHR: Wie Städte mit Startups innovative Lösungen schaffen

Die erste Ausgabe der CityTech RUHR Challenge, Deutschlands größte international ausgerichtete Smart City Startup Challenge, erreichte mit dem erfolgreichen Abschluss von drei innovativen Pilotprojekten in drei Städten der Metropole Ruhr ihren Höhepunkt. Dabei zeigen drei Erfolgsgeschichten wie das innovationspotenzial durch die Kooperation von Städten mit Startups gehoben werden kann.

Die CityTech RUHR Challenge, startete im März 2020 als hochkarätiges Innovationsformat für die Identifikation und Umsetzung von Lösungen für ausgewählte kommunale Herausforderungen teilnehmender Städte aus der Metropole Ruhr.

Mehr als 100 Startups aus 27 Ländern und von 4 Kontinenten bewarben sich mit ihren digitalen Lösungen zur Teilnahme an der Challenge. Drei Startups wurden im Juni von stadtbezogenen Auswahljurys für die Pilotierung ihrer Lösungen in den drei Städten Bochum, Bottrop und Hagen ausgewählt. Alle drei Pilotprojekte wurden in der Zeit von Juli bis Ende Oktober erfolgreich umgesetzt.

Drei Erfolgsgeschichten: Die Pilotprojekte der CityTech RUHR Challenge

Die CityTech RUHR Challenge hat eindrucksvoll bewiesen, dass Kooperationen zwischen Städten und Startups ein erhebliches Innovationspotenzial für die Lösung kommunaler Herausforderungen bieten. Die Challenge ist als inspirierendes Format für alle Beteiligten gewinnbringend und ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur „smarten“ Metropole Ruhr. Sowohl die teilnehmenden Städte als auch die Startups sind nicht nur mit den Ergebnissen der Challenge zufrieden, sondern haben auch die offene und professionelle Zusammenarbeit als durchweg positiv erfahren. Der Wunsch nach einer Fortsetzung der Projekte und die gesteigerte Bereitschaft für die Zusammenarbeit mit Startups stehen stellvertretend für die Challenge-Ergebnisse.

Digitalisierung und Automatisierung der Beantragung von Baugenehmigungen in der Stadt Bochum

Mit der Stadt Bochum entwickelte das Londoner Startup Kyanite360 eine digitale Plattform zur automatisierten Vorprüfung von Bauanträgen auf Basis von digitalen Gebäudedaten (BIM). Ziel ist die Beschleunigung von Baugenehmigungsverfahren. Die automatisierte Vorprüfung nutzt künstliche Intelligenz, um die Gebäudedaten mit Regularien der Bauordnung abzugleichen und so die Konformität mit den Vorgaben zu überprüfen.

„Das CityTech Pilotprojekt beweist, dass die Idee, Bauanträge in einem 3D-Modell automatisiert einer Vorprüfung zu unterziehen, umgesetzt werden kann. Damit wird in kürzester die Basis dafür gelegt, Bauanträge künftig digital und automatisiert zu bearbeiten und den Prozess damit schlanker und schneller zu gestalten“, resümiert Thomas Eiskirch, Oberbürgermeister der Stadt Bochum.

Die Stadt Bochum und das Startup Kyanite360 stehen über eine Fortsetzung des erfolgreichen Piloten in Gesprächen, um die Gesamtvision einer automatisierten digitalen Prüfung von Bauanträgen auf Basis von digitalen Gebäudedaten zu realisieren.

Paul Marais, Geschäftsführer von Kyanite360, sieht in CityTech RUHR eine große Chance für sein Unternehmen: „Das Programm hat es uns ermöglicht, unsere Lösung in der Praxis mit Kunden und Nutzern zu validieren und die Plattformentwicklung zu starten. Im nächsten Schritt werden wir die Lösung zu einem vermarktbaren Produkt weiter entwickeln und unser Angebot auch anderen Städten in der Metropole Ruhr, in Nordrhein-Westfalen und den anderen deutschen Bundesländern anbieten.“

“Big Data” für die Revitalisierung der Bottroper Innenstadt

Die Stadt Bottrop arbeitete mit dem israelischen Startup Placense zusammen, um über die Verschneidung und Analyse vielfältiger Daten zu Bewegungs- und Verhaltensmustern von Einwohnern und Besuchern Rückschlüsse zur Wirksamkeit von Maßnahmen zur Stärkung der Bottroper Innenstadt zu erhalten und datenbasiert besser informierte Entscheidungen über zukünftige Maßnahmen für eine Revitalisierung der Innenstadt zu treffen. Die Revitalisierung zielt dabei vor allem auf die Stärkung der lokalen Wirtschaft wie auch von Kultur- und Freizeitangeboten in der Innenstadt.

„Es war uns möglich, Trends im Einkaufsverhalten der Bottroper Bürgerinnen und Bürger aufzuzeigen sowie auch zu analysieren, warum und wann Besucher aus den umliegenden Städten nach Bottrop kommen. Wir haben diese Analysen unter Berücksichtigung der zentralen Mobilitätsachsen und der Destinationen in Bottrop visualisiert und konnten zudem Kennzahlen ableiten, die der Stadt als Messgröße für die Überprüfung des Erfolges von Revitalisierungsmaßnahmen für die Innenstadt dienen“, schildert Avi Hadas, Mitgründer und Geschäftsführer von Placense. “Das Pilotprojekt mit der Stadt Bottrop hat uns in unserer Annahme bestärkt, wie wichtig Datenanalysen für die Analyse kommunaler Bedarfe und Problemstellungen sein können. Durch das Projekt können wir Anwendungsfälle verfeinert und können auch in anderen Städten oder auf regionaler Ebene mit minimalen Anpassungen Projekte starten”, so Avi Hadas weiter.

Die Stadt Bottrop profitierte in mehrfacher Hinsicht von dem Pilotprojekt: „Das Projekt hat uns geholfen, ein neues Verständnis für „Big Data“ zu entwickeln und die richtigen Fragestellungen zu definieren. Es ist ein neues „Mindset“, dass wir uns als kommunale Akteure aneignen müssen, um die Möglichkeiten aber auch Grenzen dieser Datenerhebung und -darstellung zu verstehen. Ich würde sagen, dass die Challenge ein Startpunkt ist, um in Zukunft verstärkt Big Data zu nutzen, um mehr und mehr datengestützte Entscheidungen treffen zu können und damit Ressourcen “smart“ einzusetzen. Im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit einem Startup hat uns besonders die Geschwindigkeit von Entwicklung und Umsetzung beeindruckt, wodurch auch die Dynamik der Transformation kommunaler Systeme nur gewinnen kann. Wir streben auch in Zukunft Kooperationen mit Startups an, um smarte Lösungen für kommunale Herausforderungen zu entwickeln“, resümiert Dorothee Lauter, Abteilungsleiterin im Amt für Wirtschaftsförderung und Standortmanagement der Stadt Bottrop.

Die „Hagen Heros App“: Nachhaltiges Verhalten wird in Hagen belohnt

Im dritten CityTech RUHR Pilotprojekt entwickelte das deutsche Startup Changers gemeinsam mit der Stadt Hagen, der Hagen Agentur und dem lokalen Energieversorger Mark-E die „Hagen Heros App“. Die App incentiviert gesünderes und nachhaltiges Verhalten der Hagener Bürgerinnen und Bürger und motiviert diese hierdurch umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu nutzen, sich mehr zu bewegen, mehr Rad zu fahren oder andere gesundheits- und nachhaltigkeitsfördernde Aktivitäten zu unternehmen. Nutzerinnen und Nutzer der App verdienen „Heldenpunkte“ (Hero Points) durch die Teilnahme an Aktivitäten und durch CO2-Einsparungen, die dann beispielsweise in Baumpflanzungen, Rabattgutscheine und für die Teilnahme an spannenden Verlosungen eingelöst werden können.

„Im Projekt CityTech RUHR haben wir uns in einem übergreifenden Team aus Vertretern der Stadt Hagen, der HAGEN.AGENTUR und der ENERVIE Gruppe einer gemeinsamen Herausforderung gestellt, in der es darum ging, eine digitale Lösung für die Hagener Bürger zu entwickeln. Diese Art der Zusammenarbeit – auch in der Konstellation mit dem digitalen Startup „Changers“ – erlebte ich als sehr positiv und zielführend. Diese Erfahrungen sind sicherlich auch für die zukünftige Zusammenarbeit sehr wertvoll“, so Christopher Kuppig von dem Hagener Energieversorgungsunternehmen Mark-E. „Durch CityTech RUHR haben wir verschiedene digitale Lösungsansätze kennengelernt, mit denen Kommunen oder Unternehmen Anreize für die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel setzen können“, ergänzt Nicole Schulte vom Umweltamt der Stadt Hagen.

Auch Daniela Schiffer, Geschäftsführerin des Startups Changers, bestätigt die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und den weiteren Projektpartnern: “Die Kooperation lief hervorragend und wir haben in kürzester Zeit eine fantastische App an den Start bringen können, die von attraktiven Partnern aus der Region unterstützt wird. Wir sind davon überzeugt, dass dies ein toller Erfolg ist.“ In Richtung der Metropole Ruhr ergänzt sie: “Es wäre toll eine Challenge mit allen 53 Ruhrgebietskommunen aufzulegen, um zu sehen wer am meisten CO2 einspart und der „Klimaheld“ in der Region wird.“ Die Stadt Hagen ist mit der „Hagen Hero App“ jedenfalls bestens gerüstet.

Vorstellung auf der Smart City Live 2020 und dem Ruhr Innovation Day

Im Rahmen der Smart City Live 2020, der digitalen Ausgabe des Smart City Expo World Congress, konnten Messeteilnehmerinnen und Teilnehmer am 18. November erste Einblicke in die Ergebnisse der CityTech RUHR Challenge erhalten. Diese wurden im Rahmen des Side-Events „Smart Cities Germany“ der Germany Trade & Invest (GTAI) vorgestellt. Eine ausführliche Vorstellung der Ergebnisse der CityTech RUHR Challenge erfolgte am 2. Dezember im Rahmen des Innovation Day.

Besuchen Sie die Website der CityTech RUHR Challenge:

Zur CityTech RUHR Website



 

Zum Hintergrund

Digital, effizient, vernetzt – Das Thema Smart City beschäftigt viele Kommunen in der Metropole Ruhr. Dabei bedeutet Smart City nicht nur einen Wandel hin zu einer vernetzten Stadt, sondern auch ein neues Konzept für das Wohnen, Arbeiten und Leben in den Städten. Das Entwickeln von smarten digitalen Lösungen für die Bereiche Urbane Mobilität, Energie, Kreislaufwirtschaft, Bürgerdienstleistungen, Cyber Sicherheit rückt dabei verstärkt in den Vordergrund.

Die Metropole Ruhr vereint bereits viele Initiativen, Ideen und Projekte zur Smart City, um Umwelt, Energie und Verkehr in der Region klug miteinander zu verknüpfen. Mit CityTech RUHR stellten in 2020 erstmalig drei Kommunen aus der Metropole Ruhr ihre zentralen Challenges in den Fokus der Öffentlichkeit. Das Ziel ist die Suche nach konkreten Lösungen.

Mit einem internationalen Wettbewerb hat die Business Metropole Ruhr GmbH internationale Startups aufgerufen, sich auf eine Challenge der drei Kommunen zu bewerben. Die besten drei Startups wurden von einer Jury im Juni 2020 ausgewählt und erhielten einen Auftrag im Wert von 10.000 Euro für die Pilotierung ihrer Lösungsideen.

Mit einem virtuellen Workshop startete im Juli die viermonatige Pilotphase, bei der die ausgewählten Startups zusammen mit den Kommunen und den lokal eingebunden Unternehmenspartnern maßgeschneiderte Smart City Lösungen entwickelt haben. Die Lösungsmodelle sollen als Vorreiter für neue beziehungsweise bestehende Smart City Projekte in der Metropole Ruhr dienen, von den die anderen Kommunen nachhaltig profitieren können.

Die Business Metropole Ruhr will so eine enge Zusammenarbeit der Kommunen fördern und die regionale Herangehensweise für die brennenden Herausforderungen und Zukunftsfragen im Ruhrgebiet stärken.


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Thomas Müller

Thomas Müller ist Mitglied der Geschäftsführung der bee smart city GmbH und leitet das Smart City und Smart Region Beratungsgeschäft. Mit 15 Jahren Erfahrung im öffentlichen Sektor ist er Experte für Smart City Strategien & Projekte.

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